Sammlung Künstler*innen

August Natterer

August Natterer, «Wunder-Hirthe» [II]
August Natterer, «Wunder-Hirthe» [II], zwischen 1911 und 1917, Inv. Nr. 176 © Sammlung Prinzhorn, Universitätsklinikum Heidelberg
"Satana" von August Natterer
August Natterer, "Satana", 1911, Inv. Nr. 180 © Sammlung Prinzhorn, Universitätsklinikum Heidelberg
Zeichnung mit Hexenkopf von August Natterer
August Natterer, Vexierbild Hexenkopf/Landschaft, zwischen 1913-1917, Inv.Nr. 184 © Sammlung Prinzhorn, Universitätsklinikum Heidelberg

(Schornreute bei Ravensburg 1868 – 1933 Privat-Heilanstalt St. Vincenz Rottenmünster bei Rottweil)

Nach dem Tod des Vaters 1871 in Stuttgart aufgewachsen, machte Natterer dort eine Lehre als Elektromechaniker, bevor er 1888 als „Einjähriger Freiwilliger“ zum Stuttgarter Grenadierregiment  ging. Ein Studium war ihm aus finanziellen Gründen versagt. So arbeitete er in verschiedenen Betrieben, in Deutschland, der Schweiz, Frankreich und den USA, heiratete 1896, gründete 1897 sein eigenes Geschäft in Würzburg und bildete dann selbst Lehrlinge aus. Für die Universität Apparate zu bauen, auch für Wilhelm Röntgen, war angesehen und lukrativ. Als man dort 1902 einen eigenen Schlosser anstellte, brach diese Geschäftsverbindung ab. Natterer geriet in finanzielle Not, zog sich zurück und widmete sich Erfindungen. Am 1. April 1907, um 12 Uhr mittags, sah er über der Stuttgarter Rothebühl-Kaserne innerhalb einer halben Stunde in schneller Folge phantastische Bilder, überzeugt, sie wären ihm „zur Vollendung der Erlösung von Gott offenbart“. Mit quälenden Körperempfindungen (ein Besen kehre in seiner Brust, aus seiner Nase kämen Tiere etc.), die ihn zum Selbstmord drängten, kam er im Oktober in die Anstalt Rottenmünster bei Rottweil. 1909 überstellte man ihn in die Heilanstalt Weissenau, wo er 1911 zu zeichnen begann, vor allem nach seiner Vision. Ab 1912 war er überzeugt, Abkomme Napoleons I. zu sein und als Août I., IV. Napoleon, französischer Kaiser. Den Krieg glaubte er zu seiner Befreiung begonnen. Als die Anstalt teilweise Militärlazarett wurde, verlegte man Natterer 1917 nach Rottenmünster zurück. Hier beschäftigte ihn neben seinem „kaiserlichen Amt“ die Arbeit in der Schlosserei, vor allem das Reparieren von Uhren. Erst kurz vor seinem Tod, nach vier Jahren erneuter quälender Körpersensationen, begann Natterer wieder zu zeichnen.

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